Im Land der wilden Biber - Band 1

Leseprobe: 

Die große Elchnase

 

Da sind doch der Simon und die Elise im Spätsommer zum Schwimmen und Tauchen gegangen. Es war schon ziemlich spät am Tag und es wurde schon langsam dunkel.

Biber können im Dämmerlicht und in der Nacht auch ganz gut sehen.

Am liebsten gehen sie am Abend und in der Nacht zum Baden, die Erwachsenen auch zum Arbeiten. Das ist halt so.

Simon und Elise hatten das Wasser ja vor der Haustüre und sogar ihren eigenen Unterwassereingang direkt am Haus.

Also tobten sie schnaubend und prustend durch den Fluss nahe ihrer Biberburg. 

Als sie so gemütlich mal auf dem Bauch, mal auf dem Rücken durch die schon dunklen Fluten schwammen  schrie Elise plötzlich ganz laut auf. Direkt vor ihr waren zwei ganz große Löcher im dunklen Wasser zu sehen. Die gingen mal auf und zu. Darunter war noch ein viel größeres Loch, das sich auch schrecklicher weise immer auf und zu bewegte. Es hatte auch Zähne.  

Jürgen H. Riedel: Im Land der wilden Biber - Band 1
Die große Elchnase

Elise schwamm so schnell sie konnte ans Ufer und als sie dort war, schlug sie wie wild mit dem Schwanz immer wieder aufs Wasser, um ihren Bruder vor diesem entsetzlichen Monster im Wasser zu warnen.

Da hörte sie eine tiefe, dunkle Stimme sanft fragen: was hast DU denn, du vertreibst ja alle Tiere im Wald.

Ängstlich drehte sich Elise um und sah diese zwei Löcher und darunter das andere Loch mit den Zähnen.

 

Es gehörte aber zu gar keinem Monster, sondern es war die Elchkuh Hämmah, die wassertriefend ihren Kopf aus dem Fluss gehoben hatte.

Jürgen H. Riedel: Im Land der wilden Biber - Band 1
ISBN 978-3-927648-28-9

Noch total verschreckt fragte Elise, was das hätte werden sollen. Es sei doch gar nicht Halloween oder Fasching. Warum Hämmah die Elise so erschrecken wolle.

Hämmah antwortete daraufhin, dass sie jeden Abend in den Fluss steige um zu essen. Das Beste Essen sei nun mal halt unter Wasser im Fluss.

Elise hatte sich wahrscheinlich deshalb so erschreckt, weil eine Wasserwelle das Gesicht von Hämmah, verzerrte und das Wasser auch schon ziemlich dunkel war.

Als kleiner Biber sollte man eben abends auch lieber ins Bett gehen und sich nicht im Wasser herumtreiben.

Zwischenzeitlich war auch Simon bei den Beiden angekommen und hatte sich das ganze mit angehört. Er hat heimlich gegrinst und sich ein bischen über die Angst seiner größeren Schwester gefreut. Schadenfreude nennt man das.

Elise hat das natürlich gleich gemerkt.

Warte nur, Brüderchen, hatte sie sich gedacht, das werden wir ja sehen, dich erschrecke ich demnächst auch mal so richtig kräftig.

Danach hatten beide aber auch nicht mehr so richtig Lust zum Tauchen und Schwimmen und sind dann direkt Heim ins Bett geschwommen.

Von Hämmah hatten sie natürlich vorher noch mit „einen guten Appetit und einen schönen Abend“ verabschiedet.  



Vorwort

Wenn du mit deinen Eltern zusammen an einem Bach oder See entlang läufst, könnt ihr mit etwas Glück seltsame Spuren entdecken.

Haufen von großen Holzschnipseln, liegende Bäume mit seltsamen Nagespuren, oder auch große Haufen von Ästen direkt am Wasser. Dies sind die Spuren des Bibers der hier sein Revier hat. Nach vielen Jahren in denen er bei uns verschwunden war ist der Biber zurückgekehrt in seine alte Heimat und vielleicht auch in deine Nachbarschaft.

Wie wir leben die Biber in Familien zusammen. Die Eltern kümmern sich liebevoll um ihre Kinder, beschützen sie vor Gefahren und sorgen dafür dass sie irgendwann in ihrer Welt zurechtkommen und eine eigene Familie gründen können. Bis dahin aber gilt es für Eltern und Kinder einige Abenteuer zu bestehen.

 

Wenn du wissen willst, wie es in der Biberfamilie zugeht, neugierig bist auf ihre Erlebnisse, dann sind die Geschichten der Familie Biberich genau das richtige für dich.

Wir wünschen der Familie Biberich, dass sie sich bei uns wohl fühlt und dir viel Spaß mit ihren lustigen und spannenden Abenteuern im Land der wilden Biber.

 

Evi Kattner , Franz Spannenkrebs

Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen



Begleitwort

Kaum zu glauben, wie tief ich mich während der Lektüre der Biberkurzgeschichten in deren Lebenswelt eingetaucht wiederfand. Diese Welt wird auch überzeugend und ungekünstelt in zehn Kurzgeschichten vorgestellt:

Die Biberkinder Sarah, Simon und Elise wohnen mit ihren Eltern Johanna und Hugo, den Großeltern Pauline und Opa Klaus und der Urgroßmutter Filomena sowie Uropa Karl in einem Biberbau zusammen. Eine kleine Welt, die dennoch durch ihre der Zielgruppe angemessene Überschaubarkeit besticht. Der eingegrenzte Lebensraum mit Biberbau und Badesee birgt so viel Erlebnisreichtum und Authentifizierungsmöglichkeiten, dass es nicht wirklich einen Blick darüber hinaus – wohl etwa in die nächste Stadt - braucht.

Die Zehn kurzen Geschichten von den Bibern führen sanft an unterschiedliche Lebenserfahrungen von Kindern heran. Mal ist es eine einfache Verwechslung von Salz und Zucker im Griesbrei, mal sind es Situationen des Erschrockenseins, die in den Erzählungen vorgestellt werden. Wie werden solche und andere Erfahrungen im Leben aufgefangen?

 

Wie können Kinder im frühen Lebensalter gestärkt werden, auf ihre Lebensherausforderungen altersgemäß in positiver Weise zu reagieren?

Das sind einige der Fragen, zu denen Jürgen H. Riedel mit seinem Buch Lösungsmöglichkeiten anbietet. Immer wieder werden aber auch wohltuende Erfahrungen des gemeinsamen Spielens und Wohlfühlens vermittelt. Dezent und vertrauenerweckend wirken die Illustrationen von Thomas Dietz. Ein rundum gelungener Entwurf, der mit dem Ende der letzten Episode schon richtig Lust auf das Nachfolgebuch macht.

 

Hans Martin Hoyer

Evangelisch-methodistische Kirche

Kinder- und Jugendwerk Süd